Samstag, 10. November 2012

Alle Jahre Wieder...

Geneigte Leserschaft,

ja, alle Jahre wieder kommt der Martinsabend, oder die Martinsabende. Wer weiss das schon genau, ob die Kinder nur ein oder zwei Tage hintereinander kommen, inzwischen klingelt es ja auch schon Halloween an der Tür.
Heute Mittag, das Wusel liegt noch im Bett und schlummert (der Schlaf der letzten Nacht musste nachgeholt werden) wacht sie durch lautes Gebrüll des Nachbarn auf: "Da braucht ihr gar nicht hingehen, der macht eh nicht auf." Das Wusel kombiniert: Die Nachbarskinder die ihr seit Jahren den Sommer auf dem Balkon durch lautes Geschrei, Heulen, Streiten und Krakeelen versauen (wo übrigens auch die Eltern und Großeltern lautstark mitmischen) stehen vor der Tür und klingeln. Aufstehen? Hingehen? Hmmmmm, das Wusel beschliesst liegen zu bleiben. Es klingelt erneut. Ist überhaupt was Süßes im Haus? Nein, nur ein paar Äpfel, die doch oft noch vor Verlassen des Grundstücks weggeworfen werden. Das Wusel zieht sich die Decke über den Kopf und stellt sich vorübergehend abwesend dar.
Kurze Zeit später steht sie auf um etwas Süßes zu organisieren. Doch vorher mal bei den Eltern vorbeischauen. Im Gegensatz zu den Jahren davor gibt es hier keine Schokoladentafeln mehr sondern CapriSonne, dafür bleiben aber die Kinder aus. Insgesamt vier Kinder lassen sich vereinzelt blicken, gesungen wird auch nicht mehr, und wenn dann nur Lieder die das Wusel so aus Ihrer Kindheit nicht kennt. Und sobald das Licht im Flur angeht erstirbt der Gesang schlagartig.
Halb Acht im Discounter. Das Wusel wandert unschlüssig vorm Süßigkeitenregal auf und ab. Was kaufen? Seitdem sie aus gesundheitlichen Gründen die Hände von einfachem Zucker lassen sollte und in der Regel auch tut hat sie einen schlechten Zugang zu Schoki und Co. Es darf bloß nicht so lecker sein wie Knoppers, Kinderschokolade und Co, denn dann wird sie womöglich schwach. Und wenn sie was kauft was sie nicht mag, sollte es der Bielefelder mögern, der für die Resteverwertung zuständig wäre. Oder es kommt in die Kalender der MINImonster an denen das Wusel gerade bastelt, bei denen in diesem Jahr allerdings der Schokianteil zugunsten von Playmobil und Klimmbimm gesenkt wurde, und für den die Schoki in kleinen abgepackten Portionen vorliegen sollte um hinein zu passen. Nach einigem Hin- und Herlaufen vor dem Regal wird es auf einmal unruhig im Laden. Eine Clique von laut redenden und kichernden 16jährigen Mädels tritt auf den Plan, wahrscheinlich um sich für den Abend mit allem notwendigen einzudecken. Was sie brauchen scheinen sie selbst nicht zu wissen, denn sie schlendern planlos durch den Markt. Obwohl: Von Schlendern kann kaum die Rede sein: Sie schlurfen. Schlurfen! Wenn das Wusel eines hasst, dann ist es schlurfen. Seit wann können die jungen Leute ihre Füße nicht mehr vom Boden hochbekommen?? Es ist als ob sie direkt über die Nerven des Wusels schlurfen. Jeder Schlurfschritt eine Qual und an eine sinnvolle Entscheidung ist nicht mehr zu denken. Während die Mädels die linke Ohr und Nervseite des Wusels beschlurfen fängt auf der rechten Seite nun ein süßer kleiner blonder Junge im Einkaufswagen im 5 Sekunden Takt an nach Mama zu rufen und das sehr ausgedehnt und quengelig, während Papa abgemeldet zu sein scheint. "Nachdenken nachdenken" versucht das Wusel sich zu zwingen. Schlurfen! Maaaaaamaaa! Schlurf! Schlurf! Maaaaama! Argh! Manche Entscheidungen müssen eben unter Druck getroffen werden. Hanuta, Duplo und irgendwelche Karamellriegel werden aus dem Regal gerissen und ab durch die Mitte. Inzwischen regnet es draußen in Strömen und auf dem Weg nach Hause ist kein Kind mehr zu sehen....

In diesem Sinne.... esst nicht zuviel von der übriggebliebenen Martinsschokolade und immer schön die Füße beim Gehen hoch nehmen.

Euer Pax

P.S.: Es war einmal .... in der Kindheit des Wusels: Welche Freude wenn der Martinsabend kam. Man traf sich und ging mit mehreren Kindern, oft begleitet von ein oder zwei Elternteilen. Da wurden die Laternen angezündet, das Wusel spielte Blockflöte, gesungen wurde bis zum bitteren Ende, auch wenn die Tür schon auf war und das voller Stolz und Freude. Für die Eltern gab es oft ein Schnäpsken, für die Kinder Äpfel, Nüsse, Mandarinen, Schoki. Abends wurde voller Freude die Beute begutachtet, getauscht und gegessen (auch wenn Mama es verbot) bis einem leicht schlecht war. Das waren schöne Zeiten!


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